Finale im Fach Violoncello – die Preisträger stehen fest
Ein musikalisches Kräftemessen auf hohem Niveau – Finale im Fach Violoncello
(gd) – Nachdem einen Tag vorher die Gitarre als Mitglied der großen Familie der Saiten-instrumente in der Finalrunde im Interesse der Zuhörer stand, kam nun am 17. Mai 2019 das Violoncello an die Reihe. Das Violoncello (ital.: kleine Violone); gehört zur Viola-da-braccio-Familie. Die deutsche Bezeichnung war früher auch Bassgeige oder kleine Bassgeige. Dieses Instrument entstand nach 1535 in Norditalien.
Drei junge Cellisten von ursprünglich 51, die diesen Wettbewerb begonnen hatten, wett-eiferten nun um die begehrten Preise, unterstützt wurden sie wieder vom Philharmonischen Orchester Plauen/Zwickau unter der souveränen Leitung von GMD Leo Siberski, der es verstand, die jungen Solisten mit viel Einfühlungsvermögen sicher durch die drei Sätze (Nicht zu schnell [a-Moll], Langsam [F-Dur], Sehr lebhaft [a-Moll – A-Dur]) des berühmten Konzertes für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129 von Robert Schumann (1810-1856) zu führen. Schumann komponierte das Cellokonzert außerordentlich schnell: Vom 10. bis 24. Oktober 1850! Die Virtuosität steht bei ihm nie im Vordergrund – was nicht heißt, dass das Konzert leicht zu spielen wäre, im Gegenteil. Aber es gibt darin keine „Zirkusnummern“. Stattdessen hat er eine der großen Qualitäten, die das Instrument auszeichnen, ins Zentrum gestellt: das Gesangliche, die Kantabilität. Das Cello darf das ganze Konzert über mit viel Seele singen!
Yeong-Kwang Lee, der den Finalreigen begann, wurde 1995 in Seoul (Südkorea) geboren. Er war erster Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe, wie dem Eum-Youn Wettbewerb 2007, dem Ewhakyunghang Wettbewerb 2008 und dem Solist Cello Ensemble Wettbewerb 2OO8.
Er gewann den Hauptpreis sowie den Preis des koreanischen Ministeriums für Kunst beim TBC Music Wettbewerb 2009. Beim 64. Wettbewerb „Prager Frühling“ 2012 und dem Internationalen Instrumentalwettbewerb Markneukirchen 2013 war er der jüngste Halbfinalist.
Er gab viele Konzerte in Korea bei der Kumho Cultural Foundation, einige davon 2006 beim Kumho Prodigy Recital und dem Exzellenzkonzert an der Musikhochschule „Hanns-Eisler“. Durch die Begabtenförderung wurde ihm 2011 die Ehre zuteil, an der Korean National University of Arts angenommen zu werden.
Zurzeit studiert er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin bei Troels Svane (Master of Music). Außerdem blickt er auf Aufführungen mit dem Daegu Philharmonic Orchestra, dem Euroasian Philharmonic Orchestra und dem Incheon Philharmonic Orchestra zurück.
Sein Spiel berührte das Herz und die Seele! Besonders im 2. Satz wagte man kaum zu atmen, um diese sehr feinfühlige, introvertierte Interpretation nicht zu stören. Man könnte behaupten, dass Yeong-Kwang fast aus jedem Takt ein Kunstwerk formte! Er ließ sein Cello singen, so wie es der Komponist sich gewünscht hatte, doch im dritten Satz zeigte der Solist auch seine Leidenschaft und technische Perfektion.
Als nächster Kandidat kam der 21-jährige Schwede Daniel Thorell auf die Bühne und stellte sich der strengen Jury. Er errang bereits bei sieben internationalen Wettbewerben Preise, unter anderem dem Rovere D’oro, Italien 2017, Øresunds Soloist, Dänemark 2018 und dem EMCY prize für besondere Talente. Daniel hat mit vielen großen Orchestern in Schweden zusammen gespielt, wie zum Beispiel mit der The Royal Stockholm Philharmonic, dem Swedish Radio Symfony Orchestra und dem Gothenburg Symphony Orchestra. Aktuell studiert er im letzten Jahr bei Professor Torleif Thedéen. Daniel spielt ein G. B. Bodio-Cello von 1820, gesponsert von der “Järnåker” Foundation.
Seine musikalische Gestaltung war kraftvoller und extrovertierter. Doch besonders im 2. Satz bewies er ebenfalls, dass er sehr gefühlvoll und ausdrucksstark spielen kann. In den Eck-sätzen zeigte er, wie hervorragend er sein Instrument technisch beherrscht.
Die Finalrunde des 54. IIW Markneukirchen wurde beendet von Friedrich Thiele (*1996) aus Deutschland. Er startete durch aktuelle Erfolge beim TONALi-Wettbewerb 2015 in Hamburg (3. Preis und Publikumspreis), sowie beim Wettbewerb „Ton und Erklärung“ in München 2017 (1. Preis) eine internationale Karriere.
In Folge gastierte er als Solist beim Orchester des Nationaltheaters Brasília, der Bremer Kammerphilharmonie, dem Münchner Rundfunkorchester, dem „Orquesta Sinfónica Simón Bolívar“ in Caracas und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Prag in Wiesbaden.
Seit 2016 ist Friedrich Student in der Klasse von Wolfgang Emanuel Schmidt in Weimar. Er wird durch die Deutsche Stiftung Musikleben gefördert und spielt ein französisches Cello (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds.
Friedrich Thiele trat solistisch bereits in vielen großen Konzerthäusern und Festivals, u.a. im Mariinsky-Theater Sankt Petersburg, der Elbphilharmonie und Laeiszhalle Hamburg, dem Gasteig in München, beim „Heidelberger Frühling“ und beim „Vadim Repin Trans-Siberian Art Festival“ auf.
Eine energische Tongebung mit einem vollen Klang, eine sehr differenzierte Gestaltung aller drei Sätze, eine wunderbare Empfindsamkeit besonders im 2. Satz und ein hervorragendes Zusammenspiel mit dem wieder exzellent auf die Solisten eingehenden Orchester waren die herausragenden Eigenschaften dieser Interpretation des Schumannschen Cello-Konzertes.
In jedem Solokonzert soll der Solist zeigen, was er kann: wie virtuos er sein Instrument beherrscht, welche Klangfarben er aus ihm hervorzulocken vermag – und natürlich vor allem, dass er in der Lage ist, das Werk überzeugend zu interpretieren. Und diese drei Finalisten bestätigten in allen Punkten, dass sie zu Recht die Finalrunde erreicht haben; und letztlich entschieden wohl nur Kleinigkeiten über den Preis.
Doch am Ende waren die 6 Juroren verantwortlich für dessen Vergabe. Bevor Prof. Thomas Selditz das Urteil bekannt gab, wendete sich die Vorsitzende der Jury im Fach Violoncello, Frau Prof. Maria Kliegel, mit einigen warmherzigen Worten an die drei Finalisten und betonte, dass dieser Wettbewerb und das Finale auf einem sehr hohen Niveau stattfand, und jeder sich seiner musikalischen Fähigkeiten bewusst sein sollte, auch wenn eben einer im entsprechenden Moment besser war.
- Preis: …………………………………………………………………… Yeong-Kwang Lee (Südkorea)
- Preis: …………………………………………………………………… Friedrich Thiele (Deutschland)
- Preis: …………………………………………………………………… Daniel Thorell (Schweden)
Allen Preisträgern die herzlichsten Glückwünsche und für ihre künstlerische und private Zukunft alles Gute, Glück und Gesundheit!